Vor einiger Zeit habe ich eine Umfrage bei Instagram gemacht, und wollte eure Gedanken zum Thema „Glück und Glücksempfinden“ sammeln. Und ich denke, eure Gedanken
zu dem folgenden Text gehen in Richtung „Reisen, Essen gehen, Freunde treffen, viel Geld auf dem Konto,...“ ...da muss ich euch aber leider enttäuschen. Hier möchte ich nicht beschreiben, was
Glück so im Allgemeinen für mich bedeutet, sondern den Zusammenhang, in welchem ich dieses wunderbare Gefühl das letzte Mal so richtig genießen und erleben durfte.
Ich spiele ja schon eine Weile mit dem Gedanken meine Arbeitszeit im Hauptberuf zu verkürzen und mir mehr Zeit zu nehmen für alles das, was mir so wichtig ist,
Stichwort: Lebensgefühl! <3
Ich hab lang hin und her überlegt, ich
habe ja dank meines Lehrerberufs nur 2x im Jahr die Möglichkeit, von den Stunden runter zu gehen – der nächste Termin wäre zu den Sommerferien.
Ich habe überlegt und überlegt, gerechnet, zerknüllt, Gedanken geboren und wieder verworfen, mir von allen Seiten Tipps geholt und bin wohl ziemlich vielen Menschen damit auf den Sack gegangen.
*Sorrydafür* :D
Im Endeffekt stand für mich fest: das schaffst du noch nicht. Nicht in Zeiten von Corona, wo alles so unendlich unplanbar ist, in Zeiten, wo Hochzeiten und
Familienfeiern schneller abgesagt werden als irgendwann anders in der Zeit meiner Selbstständigkeit...oder besser, seit ich denken kann. Ich war traurig, knapp eine Woche lang habe ich mega miese
Laune gehabt, weil ich meinem Plan der kompletten Selbstständigkeit wieder und wieder nicht näher kommen durfte.
Es kam der Tag der Tage – das Gespräch mit meinem Chef stand an bezüglich Teilzeit oder Vollzeitstelle. Ich hatte 8 Stunden Unterricht, danach sollte das Gespräch stattfinden. Natürlich hatte ich
keine sonderlich gute Laune und war dazu noch mega aufgeregt. Ich bin in die 8. Stunde gegangen, in welcher ich mit den 9ern das Thema „Poetry Slam“ endlich Richtung Ende bringen wollte. Und die
Lieben schrieben und schrieben an ihren Texten, und dann kam eine Schülerin zu mir, die meine Hilfe bei der Formulierung einer Phrase benötigte, die dann am Ende so klang:
„Ist es nicht besser, man selbst zu sein, und nicht nur der Schein von irgend'nem Sein und sind wir nicht eigentlich viel besser allein?“ Dieser Satz hat mich so gepackt, geflasht,
abgeholt... Er hat genau das ausgesagt, was ich mir die ganze Zeit dachte, was die ganze Zeit in mir geschlummert hat. Was wäre, wenn es nichts und niemand anderen gäbe, keine Konkurrenz, keine
Unterstützung, keiner Widersacher und keine komischen Krankheiten und Pandemien? Die Antwort ist ganz einfach: Wir würden viel mehr von dem machen, was uns erfüllt, was uns Spaß macht, und der
Rest wird werden. Man ist glücklicher, mit sich im Reinen, weil man sich um das kümmern kann, was jedem Menschen so wahnsinnig wichtig sein sollte – das eigene Glück! Getrieben von diesem
Glücksgedanke ging ich also ins Büro meines Chefs und sagte die magischen 6 Worte: „Ich würde gern in Teilzeit gehen!“ . Ich kann es immer noch nicht ganz glauben. Entgegen jeder Vernunft, jedem
„das könnte aber nach hinten losgehen-Gedanke“, jedem negativen Fitzelchen in meinem Kopf hat der Mut diesmal gesiegt. Ihr könnt euch das Gefühl nicht vorstellen, das war wirklich ein wahres
Glücksgefühl! Und es kam alles, wie es kommen musste: von meiner schlechten Laune ist seit diesem Moment keine Spur mehr, die Ideen spießen nur so, ich muss sie nur noch alle ordnen und
verarbeiten :) Und das beste: in den folgenden 5 Tagen nach dem Gespräch habe ich 3 Zusagen für Hochzeiten erhalten. Zusagen – nicht Anfragen. Und alle noch dieses Jahr. Alle trotzen Corona und
wollen ihr Glück nun endlich besiegeln. Das hat mein Glücksgefühl nur noch mehr erhöht.
Alles in allem stelle ich mir mein Leben ab August wunderbar vor – Teilzeit an einer tollen Schule, mit wundervollen Schülern, wo ich wirklich das Gefühl habe, angekommen, angenommen und
akzeptiert zu sein und auch wirklich aktiv mitwirken kann. Ich muss nur noch 24h statt 40h im Monat auf der Autobahn verbringen und hab so ganz viel Zeit, auch unter der Woche meine Shootings zu
legen und Pakete fertig zu machen, Bilder zur Druckerei zu bringen und meine Besuche bei der Post zu erledigen. Es wird knackig, es wird viel, aber es ist gefüllt mit so so so vielen wundervollen
Menschen, Momenten, Shootings und Gesprächen, dass es für mich nur das richtige sein kann. Ich hätte das nie so wirklich für möglich gehalten, hab mich immer sehr hinten angestellt und meinte oft
„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“. So ist es auch immer noch, nur in einer Verteilung, die mir viel viel besser gefällt, als vorher.
Ich hoffe, dass das alles genau so klappt, wie ich es mir vorstelle und wünsche. Klar kommt hier und da noch ne Stolperstelle, sonst wäre es ja nicht mein Leben ;) Aber mein Leben macht mich grad
echt ziemlich unbeschreiblich glücklich!