Wieso sind Hochzeitsfotografen immer so teuer?

Hallo ihr Lieben!
Hier bin ich mal wieder und komme heute mit einem ganz besonderen Thema. Ich wurde letztens von einer Interessentin gefragt, wieso Preise für Hochzeitsfotografen denn eigentlich immer so hoch sind, denn eigentlich ist doch jeder immer auf der Suche nach einem günstigen Hochzeitsfotografen?  Gerade bei der natürlichen Hochzeitsfotografie knipsen die doch nur und das machen doch alle anderen Gäste mit dem Handy oder ihrer Kamera auch. Naja, so ganz ihrer Meinung bin ich da nicht. Ich bitte euch aber zu berücksichtigen, dass ich hier nur aus meiner eigenen Sicht sprechen kann. Mich würden aber eure Meinungen absolut interessieren. Nun aber zum Thema: Was muss ich denn eigentlich als Fotografin alles in eine Hochzeitsbegleitung einkalkulieren?
Zuerst einmal natürlich die eigentliche Begleitzeit, also die Zeit, in welcher ich wirklich zur Hochzeit anwesend bin - egal ob im Standesamt oder in einer Location eurer Wahl bei einer freien Trauung. Dazu kommt An - und Heimfahrt, und eventuell noch die Fahrten zwischen den Locationwechseln. Dazu wiederum kommt die Zeit, die ich mit Vorbesprechungen verbringe, was hier mal mehr, da mal weniger sein kann. Wichtig ist aber immer im Hinterkopf zu haben: Je mehr Zeit ein Brautpaar für seine Vorbesprechung mit mir einplant, desto besser lerne ich das Paar kennen, desto mehr weiß ich, wie die Vorstellungen und Wünsche im Bezug auf die Hochzeitsbilder aussehen und wann ich wo sein muss. Neben der Zeit für die Vorbesprechung kommt die Zeit der Vorbereitung, also Angebote schreiben, Hochzeitsfotografie-Vertrag aufsetzen, Deko-Artikel suchen, Kameras startklar machen, also alle Akkus voll, Speicherkarten (immer mehrere) leer, Blitzakkus voll, Assistenten suchen und arrangieren, der zum besagten Datum auch Zeit hat, Objektive auswählen und reinigen , und und und. Es hört gefühlt gar nicht auf (und es schwingt zumindest bei mir immer Nervosität mit und die Angst, irgendwas zu vergessen, auch wenn das bisher noch nie passiert ist). Ich fahre auch immer zu mir bis dato unbekannten Locations vorher hin, um mir das Licht zu unterschiedlichen Tageszeiten zu betrachten und bestimmte Motive schon einmal „vorzufotografieren“- natürlich ohne Model, rein um das Licht und die Wirkung bei unterschiedlichen Brennweiten und Blendeneinstellungen zu betrachten. Natürlich ist es nicht gesagt, dass an dem Hochzeitstag dann das gleiche Wetter herrscht, aber zumindest kommt die Sonne aus der gleichen Richtung und die Schatten, die zum Beispiel ein Haus oder Holzstapel wirft, fallen auch immer in die gleiche Richtung.
Am Tag der Tage bin ich immer mindestens eine Stunde eher da als ausgemacht. Wieso? Das hat mehrere Gründe... Ich will mir selbst den Druck nehmen, will mich in der Umgebung einfühlen, das Licht eintesten, mir Standorte suchen, mit dem Standesbeamten oder Pfarrer Rücksprache halten, was ihm recht ist, und was nicht, ankommende Gäste fotografisch festhalten und und und...
Dann wird’s ernst. Während der Trauung lastet immer ein wahnsinniger Druck auf meinen Schultern, du kennst zwar mittlerweile die Abfolge, weißt, wann der Kuss kommt, wann die Ringe angesteckt werden und wann die meisten Tränchen fließen, aber genau die Momente darfst du eben auch nicht verpassen.
So, die Trauung ist vorbei, die Gäste haben gratuliert, und wir fahren zur Feierlocation. Hier lasse ich, wenn möglich, meist meinen Assistenten fahren, da ich die Zeit zur ersten Sichtung nutze und die Bilder auf meinen Laptop ziehe und natürlich auch noch Sicherheitskopien auf einer externen Festplatte anfertige. Sollten Assistent und ich in unterschiedlichen Autos fahren, fährt mein Laptop immer auf meinem Beifahrersitz und arbeitet. ;)
An der Feierlocation angekommen, gibt es Kaffee und Kuchen, danach folgen Spiele (die fotografiert werden sollen), und hochzeitsrelevante Augenblicke wie Torte anschneiden, Brautstrauß werfen, Hochzeitstanz, Schleier abtanzen und was es nicht alles für schöne Zeitvertreibe gibt. Alles muss festgehalten werden, und alles benötigt viel Hintergrundwissen zum Thema Kamera und auch hier ist immer wieder schnelles Handeln und umschwenken gefragt. Natürlich folgt in der Zwischenzeit auch noch die Brautpaar-Serie, schöne Portraitaufnahmen ganz vom Paar allein, in trauter Zweisamkeit, oder zusammen mit Kindern, Trauzeugen, Eltern, Freunden und, und, und.
Und nun sind 12 Stunden Hochzeitsbegleitung um, du fährst nach Hause. Auf deinem Beifahrersitz wieder der Laptop, der gerade die Bilder sichert. Hundemüde fällst du in dein Bett und weißt, morgen gibt es um die 1200-1500 Bilder zu sichten, auszusortieren, und natürlich davon auch etwa 500 zu bearbeiten. Es müssen Fotoabzüge bestellt werden, Fotobücher angelegt oder Collagen und Dankeskarten gestaltet werden - Wir halten also fest, zu 12 Stunden Fotobegleitung kommen gut und gern nochmal 3 Stunden Vorbereitung, 3 Stunden Nachbereitung und gut 6-8 Stunden Bearbeitung.
Was ich mich aber immer wieder Frage, wenn ich Anzeigen mit Gesuchen nach Hochzeitsfotografen „gern auch Hobbyfotografen“ sehe.... wieso? Wieso geben Menschen 4-stellige Summen für die Location, das Essen, die Band, usw. aus, wobei sie genau wissen, dass genau diese aufgeführten Dinge an diesem Tag benötigt werden und dann hat man nichts mehr davon. Die Hochzeitstorte ist aufgegessen, die Location wieder übergeben und das einzige, was wirklich von der Hochzeit übrig bleibt, sind die Ringe, die Erinnerungen und... ta-da. Die Fotos. Wieso gibt man so viel Geld aus, bei allem, was vergänglich ist, sucht sich aber eine ungelernte oder unerfahrene Kraft, wenn es um bleibende Erinnerungen geht? Ich durfte meine gesamte Ausbildung lang keine Hochzeit fotografieren, mit der Begründung, dass es viel zu anspruchsvoll ist. Und das ist es. Die Belichtung an der Kamera so einzustellen, dass sowohl weiß als auch schwarz durchgezeichnet ist, du also sowohl die Nadelstreifen im Anzug des Mannes als auch die Spitze am Kleid der Frau erkennen kannst, ist eine hohe Kunst. Und denkt ihr nicht, Frauen suchen sich ein tolles Kleid, mit Schleppe und Tüll und Spitze und Steinchen, und müssen genau das auf den Bildern nicht sehen? Das fände ich sehr schade.
Falls ihr also gerade eine Hochzeit plant, oder jemanden kennt, der eine Hochzeit plant, dann denkt gern nochmal über den Einsatz eines Fotografen nach.  

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